Müller-Thurgau – Rivaner

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Die weiße Rebe Müller Thurgau, 1882 von dem Schweizer Hermann Müller im Kanton Thurgau gezüchtet, ist auch unter dem Namen Rivaner bekannt. Die Müller Thurgau Rebe entstand durch eine Kreuzung aus Riesling und Chasselas de Courtillier, auch Madeleine Royal, genannt und stellt die erfolgreichste Neuzüchtung dar. Der Name Rivaner leitet sich aus den Bezeichnungen Riesling und Silvaner her, da zunächst fälschlicher Weise  angenommen wurde, die Rebe sei eine Kreuzung aus den beiden Sorten.

Weltweit beträgt die Anbaufläche rund 42.000 Hektar, auch in Österreich ist die Rebe in allen Weinbaugebieten zu finden. In den Jahren 1999 bis 2009 verringerte sich die Anbaufläche in Österreich jedoch um etwa 40 Prozent. Der leichte, elegante Weißwein ist bei Weinkennern aber derart beliebt, dass gegenwärtig wieder vermehrt Müller Thurgau Reben gesetzt werden.

Müller-Thurgau – Rebe mit geringen Ansprüchen

Müller Thurgau ist eine sehr ertragreiche Sorte, die Erntemengen können bis über 200 Hektoliter pro Hektar ausfallen.  Sie stellt nur wenige Ansprüche an das Klima und den Boden, wobei sie auf tiefgründigen, etwas feuchteren Böden am besten gedeiht. Trockenheit gegenüber zeigt sie sich empfindlich. Anfällig ist sie aber auch gegen den Befall von Peronospora, Oidium und Stielfäule. Ebenfalls der Rote Brenner und Phomopsis können ihr zusetzen, wodurch sich für den Winzer ein größeres Maß an Pflanzenschutzmaßnahmen ergibt als bei anderen Sorten.

Da die Holzreife der Müller Thurgau Rebe mitunter schwach ausfallen kann, können Frostschäden leichter entstehen. Maifröste jedoch schaden der Blüte selten, denn die Blüten sind fest und meist finden sich fruchtbare Beiaugen. Die Reife der großen, grüngelben Trauben  tritt früh ein, sodass besonders der Rivaner oft als Sturm angeboten wird. Bereits beim Genuss der frischen Trauben lässt sich der feine Muskatgeschmack des Rivaners erkennen.

Rivaner – Qualitätsweine mit milder Säure

Der Muskatton ist typisch für den Rivaner, wobei er bei jungen Weinen am stärksten zum Ausdruck kommt. Wird der Wein jedoch lange gelagert, verliert sich das feine Aroma. Der Verlust der Muskatnote tritt oft bereits nach zwei Jahren ein. Im Geschmack blumig, zeigt sich der Rivaner in der Säure mild. Die Säure nimmt auch Einfluss auf das Muskataroma. In säureschwachen Jahren verliert sich der Muskatgeschmack deutlich schneller und die Weine altern rascher.

Je nach Lage und Reifungsbedingungen findet sich im Rivaner auch ein zarter Geschmacksanteil von Ananas, Birne und Apfel. Der leichte Wein kann als süffig bezeichnet werden. Er passt hervorragend zu einfachen Gerichten aus Gemüsen oder Geflügel. Bei zu stark gewürzten Speisen kommt der Wein  durch seinen milden Geschmack nicht zur Geltung.

Die Trinktemperatur sollte zwischen 10 und 12 Grad liegen damit er sein Aroma optimal entfalten kann. Ob als Prädikatswein pur getrunken, oder mit Soda gespritzt, der Rivaner ist stets ein leichter, erfrischender Genuss, der besonders als Sommerwein geschätzt wird.

Herkunft

Wenn ein Schweizer in Geisenheim mit Rebsorten experimentiert, dann entsteht durch die Kreuzung von Riesling x Chasselas de Courtillier (=Madeleine Royale) der Müller-Thurgau (auch Rivaner genannt).

Das war 1882 und der Schweizer der den Müller-Thurgau erfand hieß Hermann Müller. Müller-Thurgau ist vermutlich die älteste Neuzüchtung, die weltweite Verbreitung erlangt hat. 

Die bekannten Synonyme wie Rivaner und Riesling-Sylvaner weisen auf früher angenommene Kreuzungsvarianten hin. Riesling-Sylvaner ist übrigens mittlerweile als Bezeichnung sogar verboten. Also: aufpassen!

Verbreitung

2.102 ha, 4,6 % der Gesamtreibflächen sind mit Müller-Thurgau besetzt. Die Sorte ist in allen Weinbaugebieten von Österreich vertreten. Trotzdem verliert auch diese Sorte an Bedeutung. Ein Rückgang um mehr als 20% an Rebfläche sagt eigentlich alles.

Aussehen

Deformiert könnte man die Blatterscheinung des Müller-Thurgau nennen. Mittelgroß, blasig, kreisförmig, fünflappig, tief gelappt mit verdrehter Mittellappe. Klingt irgendwie „verdreht“, oder?

Eher große Trauben, mitteldicht und zylindrisch wachsend mit ovalen, grüngelb gefärbten Beeren. Das Fruchtfleisch schmeckt süßlich und nach Muskat.

Verwendung

Sehr früh reifend wird der Müller-Thurgau gerne in Form von Most, Sturm, Primeurwein verarbeitet. Weiters findet sich Müller-Thurgau als Verschnitt-Partner in vielen Jungwein-Cuveés. Grundsätzlich kann der Müller-Thurgau aber auch Prädikatsweinreife erlangen. Sein Entwicklungspotential wird oft unterschätzt. Da der Müller-Thurgau für fast alle denkbaren Krankheit ein Faible hat muss in seiner Nähe viel Pflanzenschutz für andere Sorten ausgebracht werden. Dies macht ihn in Zeiten des Bioweinbaus eher zu einem ungern gesehenem Zeitgenossen.

Wein 

Müller-Thurgau bedeutet meist frühreife, milde Weine mit leichtem Muskatgeschmack. 

Bei zu geringem Säuregehalt altern die Weine rasch und sind dann so richtig fad. Als Prädikatswein kann Müller-Thurgau eine hohes Qualitätslevel erreichen und dieses auch lange halten.